KVN Pro

Parlamentarisches Frühstück in Berlin

KVN-Spitze sprach mit Niedersächsischen Bundestagsabgeordneten über aktuelle Aspekte der ambulanten medizinischen Versorgung

Konstruktiver Dialog auf Augenhöhe – das war das Ziel und der Kern des parlamentarischen Frühstücks, zu dem die Kassenärztliche Vereinigung Niedersachsen (KVN) niedersächsische Bundestagsabgeordnete am 18. April in die Parlamentarische Gesellschaft in Berlin eingeladen hatte. Die Vorsitzenden der Vertreterversammlung, Dr. Eckart Lummert und Dr. Ludwig Grau, und der Vorstand der KVN, Mark Barjenbruch, Thorsten Schmidt und Nicole Löhr, schätzen die Gespräche in offener und kommunikativer Atmosphäre als das A und O im Miteinander von Politik und KVN.

 

KVN-Vorstandsvorsitzender Mark Barjenbruch konnte MdBler aller demokratischen Parteien begrüßen. Diskutiert wurden in erster Linie die Sicherstellung der ärztlichen Versorgung auf dem Land und die Maßnahmen der KVN zur Sicherstellung. Außerdem konnten die VV-Vorsitzenden und der Vorstand ihre Kritikpunkte zu Regionalen Gesundheitszentren (RGZ) und zu Integrierten Gesundheitszentren (INZ) an Krankenhäusern formulieren. Auch die Kostenentwicklung in der vertragsärztlichen Versorgung und die Forderung nach einem Inflationsausgleich in der kommenden Verhandlungsrunde mit den Krankenhäusern standen im Fokus.

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Exemplarisch stellte Barjenbruch die Maßnahmen der KVN zur Niederlassungsförderung vor. Sie seien dazu geeignet, die Versorgung der Menschen in Niedersachsen zu stabilisieren. Ob diese aber auch dazu führen werde, die Versorgung langfristig sicherzustellen oder gar zu verbessern, werde sich zeigen. Jedenfalls dürften alle Partner im Gesundheitswesen – auch die Politik - nicht in ihrem gemeinsamen Bemühen nachlassen, eine flächendeckende ärztliche Versorgung für die Menschen in Niedersachsen zu erhalten. Barjenbruch wörtlich: „Die Versorgung wird sich in Zukunft anders darstellen. Nicht in jedem Dorf wird es mehr einen Hausarzt geben.

 

Die Parlamentarier aller Fraktionen sagten der KVN ihre Unterstützung zu. Die Bürgerinnen und Bürger in Niedersachsen hätten Anspruch darauf, für ihre Krankenkassenbeiträge eine optimale ambulante Versorgung zu erhalten. Für die Sicherstellung dieser Versorgung sei die KVN unerlässlich.

 

Im Fokus der Ausführungen des KVN-Vorstandsvorsitzenden stand die Kritik an „Regionalen Gesundheitszentren” (RGZ) und „Integrierten Notfallzentralen” (INZ). Mit den RGZ werde ein weiterer ambulanter Leistungserbringer in das vertragsärztliche System gepresst, ohne die bisherige ambulante Versorgung zu berücksichtigen. Die Bedarfsplanung werde durch Belegarztstellen umgangen, obwohl es kein richtiges Krankenhaus mehr gebe. Die Finanzierung der ambulanten Leistungen des RGZ aus der begrenzten Gesamtvergütung sei nicht hinnehmbar. Dadurch sparen die Krankenkassen im stationären Bereich Kosten, finanzierten aber nicht das zusätzliche ambulante Angebot. Im Ergebnis würden stationäre Leistungen auf Kosten der zugelassenen Vertragsärzte in den ambulanten Bereich verlagert.

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Alle Fotos: KVN/ Haffke

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Bei den INZ unterstütze die KVN den gemeinsamen Tresen von KV-Bereitschaftspraxis und Notaufnahme des Krankenhauses. Die geplanten Öffnungszeiten einer KV-Bereitschaftspraxis während normaler Praxiszeiten sei aber nicht umsetzbar. Die erforderliche Anzahl an Ärzten und Hilfspersonal zur Besetzung einer KV-Bereitschaftspraxis nach dem skizzierten Modell schlicht nicht vorhanden. „Das Vorhaltung eines 24/7-aufsuchenden Fahrdienstes ist nicht erforderlich und umsetzbar. Das gesamte Konzept ist nicht finanzierbar. Die Verlagerung der Leistungserbringung in den Bereich der Notfallleistung wird zu einer Schwächung der ärztlichen) Basisversorgung führen“, sagte der KVN-Vorstand.

 

Für die kommenden Honorarverhandlungen forderte die KVN vor dem Hintergrund der steigenden Inflation einen Ausgleich. „Steigende Kosten für Personal und Betriebskosten auf der einen Seite und stagnierende ärztliche Honorare auf der anderen Seite - diese Schieflage in der ambulanten Medizin ist mitverantwortlich dafür, dass immer weniger Haus- und Fachärzte in eigener Praxis arbeiten wollen. Das muss sich bei den kommenden Honorarverhandlungen grundlegend ändern“, so Barjenbruch.