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KVN-Vorstand lehnt Regierungsvorschläge zur Reform der Notfallversorgung ab

KVN: „Untauglicher Reform-Vorschlag“

 

Der Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen (KVN) hat die Empfehlungen der Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung zur Reform der Notfall- und Akutversorgung kritisiert. KVN-Vorstandsvorsitzender Mark Barjenbruch nannte die Empfehlungen „einen untauglichen Reform-Vorschlag“.

 

Grundsätzlich hält die KVN eine Neuordnung der Notfall- und Akutversorgung für angezeigt. „Sie  darf aber nicht allein auf eine Entlastung der stationären Strukturen in den Krankenhäusern zu Lasten der Kassenärztinnen und Kassenärzte abzielen. Eine ausschließliche Steuerung der Bürgerinnen und Bürger über integrierte Leitstellen ist realitätsfremd. Patienten gehen direkt in die Notfallambulanzen der Krankenhäuser und rufen vorher nicht die Leitstellen an, um sich in eine Versorgungsebene steuern zu lassen“, sagte Barjenbruch.

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Viel zu oft, so Experten, werde der Rettungsdienst zu Bagatellfällen gerufen. Könnten Integrierte Leitstellen für eine bessere Patientensteuerung sorgen?  Foto: pxhere

Die Krankenhäuser klagten zu Recht darüber, dass sie für das erhöhte Aufkommen gar nicht gerüstet seien. Die Politik müsse daher darüber nachdenken, ob nicht weitere Steuerungselemente nötig seien, sagte Barjenbruch. „Ohne Einbeziehung des Patienten werden wir oder die Krankenhäuser keine vernünftige Lösung hinbekommen.“

 

Der stellvertretende KVN-Vorstandsvorsitzende, Thorsten Schmidt, ergänzte: „Integrierte Notfallzentren - sogenannte INZ – in Krankenhäusern mit ausgeweiteten Öffnungszeiten werden dazu führen, dass niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in Städten in INZ arbeiten und nicht mehr als Vertragsärzte in der Fläche zur Verfügung stehen.“ Dies würde dann wiederum eine höhere Inanspruchnahme der INZ nach sich zögen. Die Nachfrage in den INZ werde so quasi selbst produziert.  „Aufsuchende Bereitschaftsdienste im Modus 24/7 werden ebenfalls die reguläre Basisversorgung ausdünnen. Leidtragende sind die Bürgerinnen und Bürger insbesondere in ländlichen Regionen.“

 

„Die KVN hat den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst in den vergangenen Jahren reformiert und gut organisiert. Dabei ist vor allem die Erreichbarkeit für die Patienten verbessert worden. Wir haben in oder an über 60 niedersächsischen Kliniken unsere kassenärztliche Bereitschaftsdienstpraxis etabliert“, betonte KVN-Chef Barjenbruch. Es gebe seit dem Jahr 2012 die zentral Telefonnummer 116117 für den kassenärztlichen Bereitschaftsdienst, die die Patienten außerhalb der regulären Sprechzeiten anrufen könnten. Die Anrufer würden von dort in die richtige Versorgungsebene delegiert.